
Foto: 1955
70 Jahre Camping am Schützenweiher
Die Gründung in 1955
Der Campingplatz am Schützenweiher in Winterthur blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Bereits vor seiner offiziellen Gründung in den 1950er-Jahren nutzten Campingbegeisterte private Grundstücke in der Nähe des Restaurants Schützenhaus sowie Flächen auf der Schützenwiese, dem Reitplatz und an der Äusseren Zürcherstrasse zum Zelten. Dieses wilde Campieren führte jedoch aufgrund fehlender sanitären Einrichtungen zu Problemen. Als Reaktion darauf reichte die sozialdemokratische Fraktion am 25. Oktober 1954 eine Motion ein, die den Stadtrat aufforderte, einen offiziellen Zeltplatz mit entsprechender Infrastruktur zu schaffen. Im Frühjahr 1955 bewilligte der Stadtrat die Errichtung eines Zeltplatzes am Schützenweiher und stellte einen Sofortkredit von 13'500 Franken für die Installation einer Wasserleitung bereit. Bereits am 1. Mai 1955 wurde der neue Zeltplatz eröffnet, und im darauffolgenden Winter entstanden zusätzliche Gebäude mit Toiletten, Duschen und Waschanlagen.
Die bewegte Zeit der 1990er Jahre bis 2008
In den 1990er Jahren nahm der Glanz des Campingplatzes deutlich ab. Unter der Leitung der Stadt Winterthur und Zelt Club Winterthur geriet die Instandhaltung zunehmend in den Hintergrund, sodass der Platz anfällig für Vandalismus, Drogenkonsum und allgemeine Unordnung wurde. Diese Entwicklung hatte weitreichende Folgen: Sowohl Touristen als auch Anwohner begannen, das Areal zu meiden, und auch in der Campingcommunity fiel die Bewertung sehr schlecht aus. Zahlreiche Besucher äusserten in ihren Rückmeldungen ihre Enttäuschung:
«Früher war hier noch eine einladende Atmosphäre – heute spürt man den Verfall.»
«Wir mieden den Platz aus Sorge um unsere Sicherheit.»
Der Wendepunkt im Jahr 2008
Ein entscheidender Umschwung erfolgte im Jahr 2008, als Caroline Euschen den Campingplatz übernahm. Mit grossem Engagement und trotz der sehr begrenzten finanziellen Mittel, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, startete sie eine umfassende Aufräum- und Verschönerungsaktion. Durch kontinuierliche Pflege und gezielte Modernisierungsmassnahmen gelang es ihr, den einst vernachlässigten Platz wieder in einen lebendigen und beliebten Ort zu verwandeln. Heute bestätigen begeisterte Gäste den Erfolg der Sanierung:
«Ein kleines Paradies in Winterthur – sehr saubere und freundliche Umgebung!»
«Endlich ein Campingplatz, auf den man sich verlassen kann – herzlichen Dank an das Team!»
Kontinuität und Erneuerung seit 2014
Im Jahr 2014 verstärkte sich das Engagement der Familie Euschen, als der Sohn, Basil Tulinski, ins Team kam. Seither leitet er gemeinsam mit seiner Mutter den Campingplatz und trägt massgeblich dazu bei, dass dieser seinen Charme und seine Attraktivität kontinuierlich ausbaut. Unter ihrer engagierten Führung hat sich der Campingplatz nicht nur zu einer touristischen Institution in Winterthur entwickelt, sondern auch zu einem Symbol für erfolgreichen Wandel und Gemeinschaftsgeist. Bemerkenswert in dieser Erfolgsgeschichte ist auch das Jahr 2021, in dem der Campingplatz von externen Bewertern mit 4 Sternen ausgezeichnet wurde – eine Anerkennung, die jedoch von der Betreiberfamilie abgelehnt wurde. Sie entschieden sich bewusst dafür, es bei einer Bewertung von 3 Sternen zu belassen, um so den ursprünglichen Geist und die authentische Camping-Erfahrung zu bewahren.
Heute verbindet der Campingplatz am Schützenweiher Tradition mit Moderne und bietet seinen Gästen eine grüne Oase der Erholung mitten in der Stadt – ein Ort, der Geschichte atmet und dennoch den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird.
Die Hiobsbotschaft von 2025
Im Jahr 2025 erreichte die Betreiberfamilie, die 50 Bewohner sowie unzählige begeisterte Besucher und Touristen eine Hiobsbotschaft: Der traditionsreiche Campingplatz soll abgerissen und durch ein gewinnorientiertes Luxuscamping ersetzt werden. Dieses Vorhaben trifft auf Unverständniss und Bestürzung bei den Stammgästen und den Dauercampern. Der Umbau zum Luxuscamp bedeutet für sie den Verlust eines liebgewonnennen Urlaubs- bzw. Wohnortes. Die Authentizität des Platzes würde durch die aufpolierte Modernität verloren gehen, zusammen mit einem Teil Winterthurer Geschichte.
